PM03 2022
Filmfest nennt erste Highlights und setzt mit dem Festivaltrailer ein Zeichen für die Zukunft der Kinolandschaft und der Kultur
Mit ersten Filmhighlights, Weltpremieren und vielen Debütfilmen kündigt das Filmfest einen aufregenden Festival- und Kinoherbst an. Der ab Donnerstag bundesweit startende Festivaltrailer ist ein Plädoyer für die Wichtigkeit einer Kulturlandschaft ohne Restriktionen
Der Trailer
Der österreichische Filmemacher Andreas Horvath hat für das Festival Momente aus seinem neuesten Film »Zoo Lockdown«, der in Oldenburg seine Deutschlandpremiere feiern wird, zu einem Festivaltrailer zusammengefügt, den wir nicht besser hätten erzählen können. Er hat den Lockdown im vergangenen Jahr zum Anlass genommen, die Tiere im Salzburger Zoo zu beobachten und in der Essenz dieses Films verliert sich die Frage, ob nun Zuschauer das Leben dieser Kreaturen begleiten oder nicht, in Bedeutungslosigkeit. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass ein Leben in Gefangenschaft, ein Leben ohne Freiheit immer der schwerwiegendste Eingriff in das Leben eines Individuums ist. Die Gemeinschaft, oder im Falle des Zoos die Spezies, die es zu schützen gilt, verliert sehr viel ihres theoretischen Gewichts, angesichts der Bilder, die Horvath findet. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie mutet der Blick in die Augen dieser Wesen für uns an wie ein Blick in den Spiegel.
Das Filmfest möchte mit diesem Trailer, der ab Donnerstag bundesweit in den deutschen Programmkinos zu sehen sein wird, eine sehr klare Position vertreten: die Aussicht auf weitere Lockdowns kann nicht mehr als dauerhafte Lösung zur pandemischen Situation akzeptiert werden. Bevor wir unser Ökosystem, die Kultur, weiter aufs Spiel setzen, braucht es sehr klare Bekenntnisse für die Kinolandschaft und die Kultur im Allgemeinen. Das Filmfest steht dafür ein.
Zu sehen ist der Trailer ab sofort hier: https://vimeo.com/740039168
Material zum Festivaltrailer finden Sie auf unserer Website unter https://filmfest-oldenburg.de/de/presse/pressematerial-events/trailer-2/
Erste Programmhighlights
The Black Guelph, Irland 2022, John Connors (Weltpremiere)
Inspiriert von Dantes Inferno schöpft John Connors - Irlands einziger Filmemacher, der der ethnischen Minderheit der Traveller angehört (Minceir) - aus dem wirklichen Leben, um dem historischen Stillschweigen über die Unterdrückung und den systematischen klerikalen sexuellen Missbrauch von Generationen seiner Sippe eine Stimme zu geben. Graham Earley spielt die Hauptrolle des Canto: ein 30-Jähriger, der mit Drogen dealt, um seine Rechnungen zu bezahlen, und gleichzeitig entschlossen ist, sich als würdiger Familienvater zu beweisen.
The City, Japan 2022, Katsuki Kuroyanagi (Weltpremiere)
Der Debütfilm von Katsuki Kuroyanagi stammt aus dem Herzen von Tokios berühmtem Shibuya-Viertel. In den dunklen Tiefen des gut geölten kriminellen Untergrunds regiert GOD (Kiyohiko Shibukawa) die Straßen. Und als einer seiner Killer Mist baut und auf der Flucht ist, nehmen GODs Schergen die Verfolgung auf, um sich zu rächen. Katsuki verbrachte sieben Jahre damit, den komplexen und kriminellen Puls des Bezirks einzufangen, der als weltweites IT-Zentrum und als japanische Hauptstadt der Nachtclubs und Trends bekannt ist. Das Leben auf der Straße ist ein wilder und sich ständig verändernder Überlebenskampf. Mit einem Budget von nur 6.500 USD und in Schwarz-Weiß gedreht, ist Katsukis Film Noir eine Punk-Symphonie der Straße, gewidmet den Menschen in jeder Stadt.
Way Out Ahead of Us, USA 2022, Rob Rice (Deutschlandpremiere)
Rob Rice erforscht in seinem Spielfilmdebüt die persönlichen und politischen Ökonomien von Katastrophe und Gemeinschaft in Amerika. In einer verarmten Kleinstadt in der Wüste hält ein Mann seine unheilbare Krankheit vor seiner Tochter geheim, um ihre Pläne, in die Stadt der Träume - Los Angeles - zu ziehen, nicht zu vereiteln. Ausgehend von seinem eigenen Leben erzählt Rice vom Überlebenskampf einer marginalisierten Gemeinschaft von Menschen in der perversesten und gleichgültigsten politischen Ökonomie der Welt – Amerika.
We Don’t Dance for Nothing, USA/China 2022, Stefanos Tai (Europapremiere)
»La Jetée« trifft auf »La La Land« in dem Debütfilm des chinesisch-amerikanischen Filmemachers Stefanos Tai. Die Fotomontage ist ein Liebesbrief an die philippinischen Hausangestellten in Hongkong. Die visuelle Nachbildung wahrer Erinnerungen dieser Gemeinschaft von 400.000 Frauen folgt dem Plan einer Frau, wegzulaufen und der Unterdrückung zu entkommen. Inmitten der Proteste in Hongkong auf Super-16 aufgenommen, mischt Tai Standbilder mit Bewegungen, um die Gefangenschaft dieser marginalisierten Frauen zu unterstreichen und ihre leidenschaftliche Befreiung in die Freiheit hervorzuheben, wenn sie jeden Sonntag an ihrem freien Tag in einem Land weit weg von zu Hause Street Dance tanzen.
Alma Viva, France 2022, Cristèle Alves Meira (Internationale Premiere)
Wie jeden Sommer kehrt die kleine Salomé in den Ferien für einen Sommer zu ihrer geliebten Großmutter nach Portugal in ihr Familiendorf zurück. Es ist das Portugal der Sonne, der Tänze, der Nachmittage beim Angeln im Fluss. Aber es ist auch das Portugal der Zaubersprüche, Geister und Toten. Die Ferien beginnen unbeschwert, als plötzlich ihre geliebte Großmutter stirbt. Während sich die Erwachsenen wegen der Beerdigung zerfleischen, entdeckt Salomé ein beunruhigendes Vermächtnis; Sie hat die übersinnlichen Fähigkeiten ihrer Großmutter geerbt, die im Dorf als Hexe galt. Alma Viva wurde 2022 beim Festival in Cannes uraufgeführt.
Junk Space Berlin, Germany 2022, Juri Padel (Weltpremiere)
Durch das dystopische Berlin von Morgen zieht sich ein unerklärlicher Riss, der die Stadt entzwei teilt. Als die Outsiderin Billie dabei verschwindet, versucht ihre Freundin Marion mit Hilfe der ehemaligen Aktivistin und Hackerin Blue, ihrer digitalen Spur, die sich irgendwo im Riss zu verlieren scheint, zu folgen. Doch je näher sie Billie kommen, desto tiefer dringen sie in die marginale Abweichung der Wirklichkeit vor. Aber wohin führt sie Billies Spur?
Our Father, The Devil, USA 2022, Ellie Foumbi (Internationale Premiere)
Marie Cissé (Babetida Sadjo) arbeitet als Chefköchin in einem Altersheim in einer französischen Kleinstadt. Ihr einfacher Alltag, in dem sie sich um die Bewohner kümmert, mit ihrer Kollegin und besten Freundin Nadia (Jennifer Tchiakpe) abhängt und mit einer möglichen neuen Romanze liebäugelt, wird durch die Ankunft von Pater Patrick (Souléymane Sy Savané) gestört, einem afrikanischen Priester, den sie aus einer schrecklichen Episode in ihrem Heimatland wiedererkennt. Während er sich bei den Bewohnern und dem Personal immer mehr einschmeichelt, muss Marie entscheiden, wie sie am besten mit dieser Erinnerung an ihre schwierige Vergangenheit umgehen soll.
Zoo Lockdown, Österreich 2022, Andreas Horvath (Deutschlandpremiere)
Der österreichische Filmemacher Andreas Horvath hat den Lockdown im vergangenen Jahr zum Anlass genommen, die Tiere im Salzburger Zoo zu beobachten und in der Essenz dieses Films verliert sich die Frage, ob nun Zuschauer das Leben dieser Kreaturen begleiten oder nicht, in Bedeutungslosigkeit. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass ein Leben in Gefangenschaft, ein Leben ohne Freiheit immer der schwerwiegendste Eingriff in das Leben eines Individuums ist. Die Gemeinschaft, oder im Falle des Zoos die Spezies, die es zu schützen gilt, verliert sehr viel ihres theoretischen Gewichts, angesichts der Bilder, die Horvath findet. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie mutet der Blick in die Augen dieser Wesen für uns an wie ein Blick in den Spiegel.
Zoo Lockdown feierte seine Weltpremiere beim diesjährigen Filmfest Karlovy Vary.
Decision to leave, Südkorea 2022, Park Chan-wook (Deutschlandpremiere)
Park Chan-Wooks neuester Film, der bei seiner Weltpremiere 2022 im offiziellen Wettbewerb in Cannes mit dem Preis für die Beste Regie ausgezeichnet wurde, ist der offizielle südkoreanische Oscar-Beitrag für 2023. Parks Neo-Noir-Krimi-Romanze folgt der verschlungenen emotionalen Reise eines jungen Detektivs, der den Tod eines Mannes in den Bergen untersucht. In seinem ergreifenden und verführerischen Thriller wird der Ort des Geschehens für immer überschattet, als er die junge Witwe - und Hauptverdächtige - trifft.
Parsley, Dominikanische Republik 2022, José María Cabral (Europapremiere)
Die junge Haitianerin Marie lebt mit ihrem dominikanischen Ehemann Frank im Jahr 1937 nahe der Grenze der Dominikanischen Republik zu Haiti. In der Nacht nach der Beerdigung ihrer Mutter wird sie von Schreien aus dem Dorf geweckt. Die Regierung hat die sofortige Hinrichtung aller Haitianer auf dominikanischem Land angeordnet. Cabrals Film erzählt die Geschichte eines Völkermords aus der kleinstmöglichen Perspektive und erreicht darum eine selten erlebte Intensität.
Chaguo, Kenia 2022, Vincent Mbaya, Ravi Karmalker (Internationale Premiere)
Wendo und Mugeni stammen aus unterschiedlichen Stämmen in Kenia. Beide versuchen sich von der Politik ihrer Familien zu distanzieren, werden aber im Zuge eines immer hitziger werdenden Wahlkampfes in den politischen Strudel voller Standesdünkel und Intrigen hineingezogen. Eine kenianische Romeo und Julia Story vor dem Hintergrund des schwierigen Prozesses, demokratische Wahlen durchzusetzen in einem Land, das den Glauben an Vernunft und Gerechtigkeit in der Politik verloren hat.
Leben Tod Ekstase, Deutschland 2022, Nikias Chryssos (Weltpremiere)
Im neuen Frankfurter Tatort suchen Margarita Broich als Anna Janneke und Wolfgang Koch als Paul Brix nach einer Erklärung für die sechs Toten, die während einer Psycholyse-Session in der Villa des Psychoanalytikers Dr. Adrian Goser ums Leben kamen. Goser (Martin Wuttke) setzt ganz legal psychedelische Drogen zur Psychoanalyse ein und schwört auf die Sicherheit dieser Behandlungsmethode. Für die beiden Ermittler ist dies augenscheinlich nicht so klar, zumal sich Goser, der einzige überlebende dieser Therapie, als weiteres Opfer darstellt. Während eines Aufenthaltes in seiner Villa geschieht etwas, das seine Behauptung plötzlich nicht mehr abwegig erscheinen lässt. Der Film ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Redaktion von Erin Högerle und Jörg Himstedt.
Die Rache an der Welt, Deutschland 2022, Stefan Krohmer (Weltpremiere)
Die Kommissarinnen Lindholm (Maria Furtwängler) und Schmitz (Florence Kasumba) müssen den Mord an einer Studentin untersuchen. Die vorangegangene Vergewaltigung legt nahe, dass »der Wikinger«, ein Serientäter, der in Göttingen Sexualstraftaten begeht, für ihren Tod verantwortlich ist. Allerdings wäre dies sein erster Mord. Dann taucht ein Augenzeuge auf, der einen Mann mit Migrationshintergrund am Tatort gesehen hat. Die Ermittlungen erfordern Fingerspitzengefühl, denn die Suche nach Fakten wird fortan auch vom Umgang mit Vorurteilen auf allen Seiten erschwert. Lindholm entschließt sich, ohne Rückendeckung der Staatsanwaltschaft eine DNA-Analyse anzustoßen, um den Fall zu entschlüsseln. Der Film ist eine Produktion des Norddeutschen Rundfunks in Redaktion von Christian Granderath und Sabine Holtgreve.
Subject 101, Germany 2022, Tom Bewilogua (Weltpremiere)
Im Spielfilmdebüt von Tom Bewilogua sucht ein obdachloser Migrant, der in einem von der Regierung finanzierten Wohnprojekt lebt, einen Neuanfang bei einer multinationalen Zeitarbeitsfirma - doch die hat ganz andere Pläne mit ihm. Ganz im Geiste von Klassikern wie »The Manchurian Candidate« ist Subjekt 101 nur eine Marionette in einem Albtraum Orwellschen Ausmaßes. Verzweifelt versucht er zu verstehen, wie er Teil eines unmenschlichen Experiments wurde. Er taucht tief in den Kaninchenbau ein, um die Wahrheit aufzudecken und sein eigenes Leben zu retten.
The Prank, USA 2022, Maureen Bharoocha (Internationale Premiere)
Ben braucht gute Noten, um ein Stipendium zu bekommen. Seine verwitwete Mutter Julie ist nicht in der Lage, das Schulgeld für ihn zu bezahlen. In der Schule droht seine Physiklehrerin Mrs. Wheeler damit, die gesamte Klasse durchfallen zu lassen, nachdem sie herausgefunden hat, dass jemand bei der Zwischenprüfung geschummelt hat. Frustriert schmieden Ben und sein bester Freund Tanner den Plan, Mrs. Wheeler online zu diskreditieren, indem sie ihre Lehrerin des Mordes an einem vermissten Schüler bezichtigen.
Murmur, USA 2022, Mark Polish (Weltpremiere)
Indie-Autor Mark Polish kehrt mit seiner neuesten Regiearbeit nach Oldenburg zurück: eine mahnende Geschichte, die über technophobischen Horror hinausgeht. »Murmur« ist eine bahnbrechende neue App, die von einer kleinen Gruppe technisch versierter Teenager und aufstrebender Social-Media-Stars getestet wird, angeführt von Tiger (Logan Polish). Sie machen sich auf den Weg, um das Spiel in freier Wildbahn zu testen und finden sich bald in einer Zwischenwelt aus Realität, Fantasie und Angst wieder. Die verführerische Gamebox, die unsere geheimsten Erinnerungen erfasst, speichert und sogar verkauft, kann wahrhaft erschreckend sein. Und tödlich.
Material zu den Filmen finden Sie auf unserer Website unter https://filmfest-oldenburg.de/de/presse/pressematerial-filme/
Vorverkauf
Am 05.09. beginnt der Kartenvorverkauf auf der Filmfest-Website unter https://filmfest-oldenburg.reservix.de/events und im Festivalcenter am Markt 18. Dort lassen sich ebenfalls Dauerkarten erwerben.
Weitere VVK Stellen sind: Tourismus-Information, Lange Straße 3; Kulturetage, Bahnhofstr. 11, sowie alle ADticket-VVK-Stellen und die Tickethotline (0180) 60 50 400*. (*0,20 Euro/Minute aus dem dt. Festnetz, max. 0,60 Euro/Minute aus dem Mobilfunknetz)
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