Abstoßend schön, farbenfroh dunkel und ohne Frage schlichtweg hinreißend. Xander Robins Achterbahnfahrt der Gefühle ist eine schillernde Perle des Undergroundkinos, getragen von zwei wunderbar verletzlichen Darstellern, einem pulsierenden Soundtrack und einem visuellen Reichtum zwischen low-life Tristesse und berauschendem Retropunk. Eliezer ist wie ein Relikt aus alten Zeiten, an dem jeglicher yuppiehafter Antrieb von Ehrgeiz und Erfolgsdenken vorbeigegangen ist. Nachdem er an einem Tag seinen Job, seine Freundin und sein Apartment verlore n hat, schafft er gerade mal, sich einen schnellen Job als Fahrer zu besorgen. Und doch bringt diese erneute kleine Flucht sein Leben komplett aus der Spur, als er die schöne und introvertierte Anya trifft. Eliezer fühlt sich magisch zu ihr hingezogen und schon bald findet er heraus, dass sie mehr verbindet, als er es sich hätte erträumen können. Beide teilen die zwanghafte Obsession, sich Haare auszureißen und dann zu essen. Und Anya scheint anders als er schon sehr viel tiefer in dieser psychologischen Zwickmühle zu stecken. Ganz und gar nicht leicht verdaulich ist Xander Robins offbeat Lovestory um zwei verlorene Seelen. Und doch bringt er so viel Nähe zu seinen faszinierenden Hauptfiguren auf, dass selbst die an Cronenbergs Bodyhorror erinnernden Momente pure Liebe sind.
»Die erste Tatsache der menschlichen Existenz ist der menschliche Körper. Wenn man sich von der physischen Realität entfernt, vermeidet man die Konfrontation, befindet sich im Fantasieland und setzt sich nicht mit den Auswirkungen von Gewalt auseinander.«
David Cronenberg
Regisseur, Autor, Produzent, Redakteur und Fotograf Robin erhielt seinen BFA am Florida State University College of Motion Picture Arts und wohnt inzwischen in Brooklyn. Seine Kurzfilmehaben auf über 25 Festivals weltweit die Runde gemacht. Die Weltpremiere seines Spielfilmdebüts feierte er bei den Filmfestspielen in Venedig – cooler Kater.