Bis zur Wahrheit

Martina, die erfolgreiche Chirurgin, beginnt einen Flirt mit dem Sohn ihrer
besten Freundin Jutta im gemeinsamen Familienurlaub an der Ostsee. Ein Ba-
deausflug zu zweit, ein paar gemeinsame Joints und die Wiederentdeckung der
Leichtigkeit des Teenagerlebens sind Balsam für ihre Seele. Dann kommt es
zu einem leidenschaftlichen Kuss und dann zu diesem einen kurzen Moment,
wenn Erwartungshaltungen aus dem Einklang geraten. Kontrolle trifft auf
jugendlichen Sturm und Drang. Am nächsten Morgen erzählen ein paar blaue
Flecke an der Schulter von diesem einen Moment der Uneinigkeit.
Am stärksten ist der Film, wenn er seine charismatische Hauptfigur taumelnd
beim Wiedereintritt in die Normalität des geordneten Lebens zeigt. Wenn
der Sex mit ihrem Mann wie eine akzeptierte Vergewaltigung anmutet und
Martinas heimlich geballte Faust von größerem Schmerz erzählt, als es die
blauen Flecken am Morgen nach dem Sündenfall vermochten, findet »Am Ende
der Wahrheit« eine wahrhafte Balance. Fast wie Lynch in »Blue Velvet« seziert
Saralisa Volm die Verlogenheit der Bourgeoisie, die ihr Leben in einem Korsett
aus Erwartungshaltungen erstickt.